Windhauch
Der von Süden kommende, über den Rätikon ins Klostertal abfallende und von dort ins gegenüberliegende Grubser Tobel aufsteigende (Föhn-)Wind erzeugt zu bestimmten Tageszeiten, also im Wandel der Temperatur „unter der Sonne“, in eben diesem Wildbach-Graben temporäre Soundscapes – feine akustische Sensationen vor einer monumentalen Landschaftskulisse.
Einem in mehrfacher Hinsicht besonderen Stein, der an der Erzeugung dieser Klänge maßgeblichen Anteil hat, gab Lothar Ämilian Heinzle einen Namen, der sich schon von weiterer Ferne an der Westflanke dieses etwa 40 Tonnen gewichtigen Sturzblocks lesen lässt:
WiND/HauCH. Das eigentlich Besondere dieses Steins ist seine Position: er steht in potenziell labiler Lage an der Kippe eines fast 50 Meter tiefen Abgrunds. Ein etwas heftigerer, aus dem Erosionskessel von oben kommender Windhauch – oder wahrscheinlicher: ein starker Wassersturz oder Mur-Strom – könnte diesen Brocken, so sieht es aus, praktisch jederzeit in die Tiefe stürzen lassen.
Dann würden sich zwar der Klang des Windes, die Lage und die Form des Titel-Steins dieser insgesamt weitläufigen Land Art-Installation verändern, nicht aber deren künstlerisches Konzept: Lothar Ämilian Heinzles „Windhauch“-Projekt inkludiert Veränderung, Transformation und Neuinterpretation des jeweils aktuell Bestehenden. Denn schließlich ist alles – nicht nur in der Natur – beständig im Fluss.